Gelungenes Jahrestreffen in Sachsen (vom 26.06.2019)
Nach 13 Jahren war Sachsen wieder als Ausrichter des alljährlich stattfindenden Jahrestreffen des Verband der deutschen Charolais-Züchter e.V. dran. Auf Grund der Pfingstfeiertage fand das Treffen in diesem Jahr vom 13. bis 16. Juni statt. Traditionell geht es beim Charolais-Jahrestreffen am Donnerstagnachmittag los. In diesem Jahr stand der Besuch der KÖG Kleinbardau Landwirtschafts GmbH in Kleinbardau an. Nachdem sich die ca. 60 Teilnehmer aus nahezu allen deutschen Bundesländern bei Kaffee und Kuchen gestärkt hatten, erläuterte Gerald Sinkwitz als Vertreter der Geschäftsführung der KÖG die Einzelheiten zum Gesamtbetrieb mit ca. 2400ha Fläche. Direkt nach der Wende wurde im Betrieb mit der Fleischrinderzucht der Rassen Fleckvieh-Simmental, Charolais und Limousin begonnen, um das vorhandene Restgrünland des Betriebes sinnvoll zu nutzen. Mittlerweile werden aber nur noch die Rassen Fleckvieh-Simmental und Charolais gezüchtet, wobei die Charolais mit knapp 20 der insgesamt 135 Mutterkühe deutlich in der Unterzahl sind. Neben dem Verkauf von Absetzern, spielt der Zuchtviehverkauf eine wichtige Rolle. Die übrigen Tiere, insbesondere die Bullen, deren Weg nicht in die Zucht führt, können in der eigenen Küche bzw. Direktvermarktung verwendet werden. Nach der Besichtigung der Stallanlage ging es raus auf die Weide zur Charolais-Herde. Die Kühe, die mittlerweile überwiegend genetisch hornlos sind, präsentierten sich in ansprechender Körperkondition und ruhig der Besuchergruppe. Der erste Jahrgang des neuen Deckbullen Lear, ein Lupus Sohn aus der MKH Agrar GmbH Teichröda, zeigte sich ebenfalls vielversprechend.
Nachdem am Freitagvormittag im Tagungshotel in Warmbad, einem Ortsteil der Gemeinde Wolkenstein im Erzgebirge, die Mitgliederversammlung auf dem Programm stand, ging es am Nachmittag für die nunmehr auf ca. 75 Teilnehmer angewachsene Gruppe ins Besucherbergwerk Markus Röhling Stolln in Annaberg-Buchholz. Die interessante Führung durch das Bergwerk vermittelte anschaulich unter welchen teils widrigen Bedingungen die Bergleute ihre harte Arbeit zu verrichten hatten. Anschließend ging es zum Landwirtschaftsbetrieb Wetzel nach Thum-Herold. Familie Wetzel bewirtschaftet im Nebenerwerb einen Betrieb mit knapp 40ha und 20 Mutterkühen. Der Großteil der Herde sind sowohl gehörnt, als auch genetisch hornlos gezogene Charolais-Herdbuchtiere. Nach einer Stärkung am sehr reichhaltigen Kuchenbuffet bzw. mit hofeigenen Würstchen ging es zur Herdenbesichtigung. Besonders beeindruckend war für alle sicherlich die Ruhe und Zutraulichkeit der gesamten Herden, die bestimmt nicht zuletzt auf dem Engagement der Jungzüchter Pia und Felix beruht. Auch im punkto Qualität kamen Liebhaber der gehörnten sowie genetisch hornlosen Genetik auf ihre Kosten.
Am Samstagmorgen ging es traditionell im Bus, welcher allen die Möglichkeit bot die schöne Landschaft im Erzgebirge zu bewundern, auf die geplante Besichtigungstour. Als erstes Stand die Betriebsbesichtigung im Betrieb Matthias Kuntze auf dem Programm. Die komplette Familie Kuntze empfing den Besuchertross einheitlich gekleidet vor der liebevoll geschmückten Halle. Der Betrieb Kuntze wird ebenfalls im Nebenerwerb geführt - auf 35ha Fläche werden 20 Mutterkühe gehalten. Der Entschluss auf Herdbuchzucht umzustellen wurde nach knapp 20 Jahren mit Charolais im Jahr 2011 gefällt. Seither wurden immer wieder hochwertige weibliche Zuchttiere zugekauft, sodass einige z.B. von der Best of Färsenauktion bekannte Tiere besichtigt werden konnten. Kurze Wege machten die Besichtigung der Färsengruppe im Stall und des EU zugelassenen Schlachthauses im Hof bei fast zu warmem Frühsommerwetter erträglich. Die trotz hohem Zukaufsanteil sehr einheitlich wirkende Herde, des erst seit kurzem auch auf Auktionen und Bundesschauen vertretenen Zuchtbetriebes blieb vielen Besuchern sehr positiv in Erinnerung. Nach dem Mittagsimbiss ging es dann mit den Bussen weiter nach Moritzburg. Hier stand die Besichtigung des Sächsischen Landesgestütes auf dem Programm. Die Führungen von Landstallmeisterin Dr. Kati Schöpke und ihrem Mitarbeiter durch die schattigen und somit angenehm kühlen Stallungen waren gleichermaßen interessant und kurzweilig.
Zum Abschluss ging es dann mit dem Bus zum Betrieb Hubert Bourgeois nach Hartmannsdorf-Reichenau. Seit 2006 ist Hubert Bourgeois fast durchgängig auf Jahrestreffen und Bundesschauen vertreten, sodass sich viele Teilnehmer freuten endlich auch den Betrieb kennenzulernen. Nach der Begrüßung mit der Pretzschendorfer Jagdhornbläsergruppe konnten drei Herden des Betriebes fußläufig und in Ruhe besichtigt werden. Auf dem Vollerwerbsbetrieb mit 340ha werden gut 70 Charolais-Mutterkühe und Nachzucht gehalten, wobei gut die Hälfte der Tiere im Herdbuch registriert ist. Neben Verkäufen zur Zucht und zur Mast, z.B. über die neu eingeführten Absetzerauktionen der MASTERRIND GmbH in Meißen, wird ein Großteil der Nachzucht ausgemästet und geht anschließend den Weg durch den eigenen Hofladen oder in den normalen Handel. Da der komplette Abend auf dem Betrieb Bourgeois geplant war, bestand neben dem Abendessen genug Gelegenheit gemütlich zusammenzusitzen und ausführliche Gespräche zu führen. Interessierte konnten auch noch eine weitere Herde mit dem Bus besichtigen.
Insgesamt bleibt das mit viel Mühe und Liebe zum Detail organisierte Jahrestreffen in Sachsen sicherlich allen Teilnehmern aus der „Charolais-Familie“ sehr positiv in Erinnerung. Ein herzlicher Dank geht natürlich an die gastgebenden Züchter für ihren Aufwand.
Clemens Braschos
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